Montag, 15. August 2016

Humira I: Der letzte Tag "davor"

Da steht es nun also ganz frisch vor mir: "Humira". Eben habe ich die ersten zwei Spritzen aus der Apotheke abgeholt, denn morgen soll es losgehen. Ich starre auf die Verpackung, spinne ein bisschen rum und frage mich, wer wohl auf diesen Namen gekommen ist, woher er kommen mag und was er wohl bedeutet? "Ira" heißt im lateinischen ja "Zorn" und Hum könnte von "homo", "der Mensch" kommen. Der zornige Mensch also? So, wie ich mich im Moment fühle, könnte das ohne weiteres sein, denn ein bisschen zornig bin ich. Fast zwei Jahre habe ich soooo viele schulmedizinische wie alternativmedizinische Dinge ausprobiert. Angefangen über die Dauertherapie mit Prednisolon, Salofalk, Entocort und Pantoprazol, über chinesische und indische Kräuter und Essensregeln, bis hin zu Tipps, was die Portionsmenge, den Abstand zwischen den Mahlzeiten usw. angeht. Dazu kommen ja auch noch Yoga, Atemübungen, genug Schlaf und was weiß ich. Alles schön und gut für die Psyche, dem Crohn ist es aber scheißegal.

Ich denke weiter. Der Name "Humira" könnte ja auch was mit "Humor" zu tun haben? Wenn man eigentlich auch ein bisschen dankbar lächeln muss, darüber, dass es noch therapeutische Alternativen und die Möglichkeit auf ein beschwerdeärmeres Leben gibt? Oder darüber, dass immer der gleiche Film in einem abläuft: eigentlich möchte man so eine einschneidende Therapie nicht beginnen. Ein Medikament, das das Immunsystem so stark unterdrücken soll, fühlt sich, zumindest bevor ich es das erste Mal gespritzt bekommen habe, irgendwie ja nicht richtig an. Trotzdem weiß ich, dass es diesmal keinen Ausweg gibt. Der Verstand sagt mir: Es muss sein. Der Dickdarm ist trotz recht hoch dosierten Kortisons komplett entzündet, die Polyneuropathie in den Beinen seit Ostern schlimmer geworden und der Urlaub war zwar schön, aber nur, weil ich mit jemandem gefahren bin, dem es nichts ausgemacht hat, dass ich mich eigentlich nicht wirklich weit weg vom Hotel bewegen konnte und bis zu 20 Mal am Tag (und auch nachts) auf der Toilette war. Dafür braucht man tatsächlich viel Humor...

Und so habe ich mir gestern ein bisschen was für die nächsten 2-3 Tage vorgekocht, damit ich gut vorbereitet bin, sollte ich mich durch die Spritze erkältet, schlapp o.Ä. fühlen (mögliche Nebenwirkungen, wie mir gesagt wurde). Eine wärmende Süßkartoffelsuppe (Suppen), etwas frisches Brot mit gemahlenen Nüssen, Zucchininudeln stehen jetzt also bereit. Alles, worauf ich Hunger bekommen könnte und hoffentlich einigermaßen vertrage. Und so war ich heute morgen dann zuerst zur letzten Blutuntersuchung und dann zum Röntgen der Lunge, um andere Erkrankungen wie z.B. Tuberkulose auszuschließen. Und so gehe ich gleich ganz lecker essen (auf Toilette renne ich im Moment schließlich eh ständig), um mich in bester Gesellschaft und bei leckerem Essen (denn ja, ich esse erstaunlicherweise immernoch richtig gerne) abzulenken.

Und dann bin ich so gespannt: auf das, was kommt und wie es weitergeht. Und es geht ja immer weiter - zum Glück:)

Josie


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