Dienstag, 7. März 2017

Mein Aufenthalt in der Klinik für integrative Gastroenterologie, Essen-Mitte, Teil 1

Ich sitze, mal wieder, auf meiner Couch. Ich bin sehr kaputt, aber ich stelle fest, dass es mir etwas besser als vor drei Wochen geht: mein Bauch ist ruhiger und auch die Nerven in Armen, Steißbein und Beinen tun nicht mehr ganz so weh, meine Beine spüre ich fast komplett wieder. Auf einer Schmerzskala von 0-10 würde ich meine Schmerzen z.Zt. bei 3-7 einordnen, stark schwankend zwar, aber auf jeden Fall mit besseren Phasen. 

Ihr fragt euch vielleicht, wieso das so ist und worauf ich hinausmöchte? Nun, vor drei Wochen ging es mir ganz besonders schlecht, nach einer eh schon schlechten, viele Monate andauernden Phase, in der immer noch mehr an Schmerzen und Befunden hinzugekommen war. So lange, bis ich nicht mehr arbeiten konnte, von meiner Yogaausbildung einmal ganz zu schweigen. Ich war also zum wiederholten Male an einem Punkt, an dem ich mit meinem Crohn nicht mehr weiterwusste und die Kraft, die man sonst so selbstverständlich und täglich aufbringt, um irgendwie doch weiterzumachen, zu arbeiten und annähernde Normalität zu leben, aufgebraucht schien. Hoffnungslos war ich trotzdem jedoch nicht, denn ich wusste, dass es am nächsten Tag nach Essen in die Klinik für integrative Gastroenterologie und Naturheilverfahren gehen würde. Ambulant war ich selbst dort schon im Institut für Traditionelle Indische Medizin gewesen und in einem Heft der DCCV  hatte ich einiges über das dort angewandte Konzept gelesen: Schulmedizin, Naturheilverfahren und Mind/Body-Medizin greifen hier Hand in Hand und behandeln den ganzen Menschen. Ich hatte also Hoffnung, dass nicht einfach das nächste Immunsuppressivum getestet und cortisonmäßig alles beim Alten bleiben, sondern dass auch andere Therapien und Medikamente ausprobiert würden. Und da ich davon ausging, dass ich bestimmt nach meinen Zielen für die 14 Tage stationären Aufenthaltes gefragt würde, legte ich sie an diesem Abend also folgendermaßen fest: weniger Schmerzen + besserer Schlaf =mehr Kraft. Mehr Kraft, wie toll wäre das...

Am nächsten Morgen ging es los: Punkt acht stand ich mit meinem gepackten Koffer auf Station NH 2. Nach einer Blutabnahme ging es auf mein Zimmer. Dort fand mein Aufnahmegespräch statt. Es wurde gefragt, wie ich die Schmerzen in den unterschiedlichen Körperteilen auf einer Skala von 0-10 einordnen würde (in den meisten Bereichen lag meine Einschätzung irgendwo zwischen 8-9) und welche Nahrungseinschränkungen ich hätte, damit darauf beim gemeinsam Essen in der Cafeteria Rücksicht genommen werden könnte. Ich stellte später fest, als ich nach dem Mittagessen mal wieder Bauchkrämpfe hatte, dass die Anmerkungen noch nicht differenziert genug waren. Wann esse ich zuhause schonmal Kohl oder so? Aber gut, so ist das auch nunmal, auch wenn sich alle redlich bemühen. Glutenfreies Essen war übrigens überhaupt kein Problem und bei Bäcker Troll in Essen werde ich mir bestimmt bald mal frisches glutenfreies Brot kaufen! Es war wirklich sehr lecker. 
Meine Essenskarte für die nächsten 2 Wochen 

Kurze Zeit später kam die Ordnungstherapeutin. Sie war, wie eigentlich alle, sehr freundlich und hörte gut zu. In dem Gespräch, wie später auch in der Infoveranstaltung, erklärte sie mir, worauf die Mind-/Body-Medizin bzw. Ordnungstherapie basiert: nämlich darauf, dass die Erkrankte erkennt, welche Stellschrauben sie selbst drehen kann, um ihre Krankheit oder die Wahrnehmung dieser, positiv zu beeinflussen. Ich freute mich, dass sich während dieses Gespräches herausstellte, dass ihre Säulen (Ernährung, Entspannung, Atmung, Bewegung, Selbsthilfe) ziemlich genau mit meinen eigenen übereinstimmten. Und manchmal, besonders wenn es einem nicht gut geht, freut man sich ja einfach auch wenn Dinge gelobt werden, von denen man eigentlich selbst weiß, dass man sich da schon viele, oft sinnvolle Gedanken gemacht hat. Gerade auch über die Vertiefung meiner Yoga-Praxis in den letzen zwei Jahren, habe ich inzwischen sowohl Bewegung, als auch Entspannung, als auch Atmung und Meditation in meinen Alltag integrieren können. Ich fühle mich also in dem Bereich wirklich gut aufgestellt. Ich merke, es tut mir gut und habe da ja auch an anderer Stelle schon drüber geschrieben. 

Als letztes wurde ich noch von ärztlicher Seite aufgenommen. Als ich während der Anamnese aufzählte, welche Darmerkrankungen (z.B. Salmonellen, Klostridien etc.), sonstige Infektionserkrankungen  (z.B. Borrelien, Pfeiff'risches Drüsenfieber) und OPs ich schon hinter mir habe, war für den Arzt auch schnell klar, dass möglicherweise ein Zusammenhang zwischen diesen Vorerkrankungen, den Antibiosegaben  und der Autoimmunerkrankung besteht und mein Immunsystem in meinem Leben mit meinem Leben schon viel zu tun hatte. Auch dass es in meiner Familie einige Morbus Crohn-Fälle gibt, wurde interessiert zur Kenntnis genommen. Immerhin vermutet man ja heute, dass eine ganze Reihe von Faktoren für die Erkrankung zuständig ist und dass die genetische Komponente  bei ca. 40% liegen könnte.

Nach diesen ganzen Gesprächen ging es dann zuerst zum Mittagessen und später zur o.g. Infoveranstaltung. Im Laufe des Tages sollte mein Therapieplan erstellt werden. Darauf wartete ich natürlich ganz gespannt... und berichte darüber und was mit mir so angestellt wurde in meinem nächsten Post. 

Bis dahin geduldet euch ein bisschen, so schnell bin ich noch nicht wieder...
Eure zwar noch auf Kraft wartende, aber schon wieder ganz zufrieden auf ihrer Couch sitzende Josie

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