Donnerstag, 23. August 2018

Ein Jahr mit Delfinen auf Hawaii schwimmen...und weitere gute Tipps von Ärzten:)

"Können Sie nicht ein Jahr mit Delfinen auf Hawaii schwimmen?"

"Vielleicht täte Ihnen eine Rückführung gut? Wer weiß, was in einem Ihrer früheren Leben passiert ist?!"

"Einfach mal raus, ein Jahr auf eine einsame, sonnige Insel. Das würde Ihnen bestimmt helfen!"

"Haben Sie ein bisschen Geld übrig? Dann kann ich Ihnen einen Guru in Kalifornien empfehlen. Er entnimmt Ihnen ein wenig Stuhl, meditiert darüber und wenn dieser zurücktransplantiert wird, fühlen Sie sich wie neu geboren."

"Überlegen Sie mal, mussten Sie als Kind vieles "runterschlucken"? So was kann einem ja auch auf den Magen schlagen."

Ich weiß nicht, was euch so unterkommt, aber das sind meine Top 5-Tipps von Ärzten bzw. medizinischem Personal der letzten sechs Monate, die ich doch endlich mal mit euch teilen wollte. Immerhin sind es nicht die Gastroenterologen zu denen ich regelmäßig gehe, die solch gute Anregungen auf Lager haben. Vielmehr fühlen sich andere "Fachleute" oft genötigt, auch mal als echte Experten dazustehen. Und ja, mir ist schon klar, dass sie meistens helfen wollen. Aber bitte, kann diese "Hilfe" nicht vorher mal reflektiert werden? Wem würde denn eigentlich ein Jahr, egal ob mit oder ohne Delfinen, in der Sonne, voll finanziert und ohne Arbeit nicht mal gut tun? Besonders nach einem Winter wie dem letzten? Als ich den Arzt jedenfalls gefragt habe, ob er das nicht auch genial fände, bejahte er dies sofort und schob die Geschichte seiner schwierigen Beziehung auch als Bonus noch gleich hinterher. Ähnlich ging es mir, als mir eine Ärztin eine Rückführung bei einer Schamanin schmackhaft machen wollte: so großartig, dadurch habe sie ihren jetzigen Mann kennengelernt. Nur dumm, dass dabei der alte und die drei Kinder auf der Strecke geblieben waren. Aber den hatte sie eh nur geheiratet, weil ihre Erfahrung als Amme im Mittelalter ihr im Weg gestanden hatte. Und jetzt sei sie so frei. Duh!... Als Tipp 5 vor kurzem angebracht wurde, musste ich herzlich Lachen. Ganz ehrlich? Wäre es nicht super, es wäre so einfach? Ein bisschen Brigittepsychologie und schwupps, von allen Leiden geheilt? Es gibt wirklich immernoch Ärzte, die versuchen eine einzelne Ursache für diese Erkrankung auszumachen. Wie wäre es denn mal mit googlen, liebe Ärzte? Das habe ich übrigens dem Arzt hier auch erzählt und er hat zum Glück mitgelacht...und mir natürlich sofort von seiner Magenschleimhautentzündung und seiner schweren Kindheit erzählt. 

Ganz ehrlich? Ich finde das zwar oft nervig und schaue wohl auch des öfteren ziemlich ungläubig, wenn mir solche Aussagen unterkommen. Aber heute kann ich über die meisten dieser Aussagen lachen oder denke zumindest, dass Karma das schon regeln wird. Früher, in meiner Kindheit und Jugend, vor meiner Diagnose, war das anders. Denn ich wusste zwar, dass ich krank, vielleicht auch sehr krank, war, aber ich konnte dem ganzen nie einen Namen geben. Was ich hatte war aber ohne Namen nicht greifbar, weshalb Ärzte mich regelmäßig fragten, was mit mir nicht stimme, ob es nicht vielleicht irgendwelche Leichen in meinem psychischen Keller gäbe, und das Ganze eben eher psychisch (ein Arzt nannte es mal "typisch weiblich hysterisch") und keine körperliche Erkrankung sei. 
Ich hoffe natürlich, dass ihr andere Erfahrungen macht. Da ich jedoch davon ausgehe, dass viele von euch auch lange Odysseen hinter euch haben, bin ich gespannt, welche Erfahrungen ihr mit Ärzten so macht bzw. welche Tipps ihr bekommt und wie ihr heute, mit eurer Diagnose, darauf reagiert.

Habt einen schönen Tag!
So long,
Josie


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